Die Planungen für ein Nahwärmenetz im Ortenberger Stadtteil Bleichenbach schreiten weiter voran. Im Sommer letzten Jahres hatte die ehrenamtlich tätige Interessengemeinschaft (IG) „Dorfwärme“ ein Ingenieurbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, dessen Ergebnisse an zwei Infoveranstaltungen nun im Bleichenbacher Dorfzentrum einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden konnten.
Zahlreiche Sponsoren, private und öffentliche Geldgeber, hatten eine Machbarkeitsstudie für ein Nahwärmenetz in Bleichenbach möglich gemacht. Damit beauftragt wurde im Sommer letzten Jahres das Ingenieurbüro ewt aus Grebenhain. Geschäftsführer Werner Arnold und dessen Mitarbeiterin Yasmin Ebelhäuser präsentierten die umfangreichen Ausarbeitungen und Analysen und stellten das passende Konzept vor. Vor dem Hintergrund des Klimawandels, geopolitischer Krisen, steigender Energienachfrage und nicht zuletzt den gesetzlichen Anforderungen wird eine sichere Wärmeversorgung immer wichtiger. Zunächst galt es, den Gebäudebestand in Bleichenbach zu analysieren, den Energiebedarf zu ermitteln und räumliche Leistungsschwerpunkte festzustellen.
Björn Pfeiffer, einer der Gründungsväter der IG, die sich im April vor zwei Jahren gegründet hatte, stellte in einem Rückblick die bisherigen Aktivitäten der Gruppe vor. Mittels sogenannter Erhebungsbögen hatten 270 Interessierte die Energieverbräuche der jeweiligen Immobilien offenbart.
Die gesetzlichen Vorgaben wurden aufgezeigt, wonach ein schrittweiser Weg zur Klimaneutralität im Gebäudesektor unumgänglich ist. Allein die Entwicklung des CO2-Preises in den nächsten Jahren lässt für Erdgas und -öl erhebliche Preissteigerungen erwarten. Für die Wärmeerzeugung in einer gemeinsamen Bleichenbacher Heizzentrale, von der aus alle Häuser versorgt werden können, wurden fünf Varianten betrachtet, die mindestens 95 % regenerative Energie benötigen. Im Vergleich der Varianten bezog man neben den Investitionskosten auch Energie- und laufende Kosten mit ein. Das priorisierte Modell arbeitet mit einem Mix aus Geothermie- und Luft-Wasser-Pumpe und bindet sowohl Photovoltaik als auch Solarthermie mit ein. Für wenige kalte Stunden im Jahresverlauf kann ein Flüssiggaskessel die notwendige Restenergie liefern. „Für die Anwohner in der Nähe der Heizzentrale freut es mich, dass es keine Rauch- und Geruchsbelästigung geben wird,“ erläuterte IG-Mitglied Michael Schiecke. „Außerdem ist kein Anlieferverkehr für Brennmaterialien notwendig,“ so Schiecke weiter. Im Ergebnis überzeugte das vorgestellte Konzept hinsichtlich der niedrigsten Gesamtjahreskosten und den geringsten Aufwendungen für Verbrauch und Betrieb. Ein weiterer großer Vorteil ist die Unabhängigkeit vom weltweiten Energiemarkt. Somit kann jeder Immobilienbesitzer in Bleichenbach vorausschauend auf die nächsten Jahrzehnte mit einer einmaligen Anschlussinvestition und monatlichen Kosten kalkulieren. „Damit eine Umsetzung auch wirtschaftlich sinnvoll ist, benötigt Bleichenbach mindestens 250 Hausanschlüsse,“ konnte Peter Walter, ebenfalls Mitglied der IG Dorfwärme, ergänzen.
Ein Nahwärmeanschluss wird für jedes Gebäude eine Wertsteigerung bewirken, Aufwendungen für Wartung und Reparaturen entfallen und durch den Wegfall der Öltanks gewinnt man sogar mehr Platz im eigenen Haus. Valentin Schwarz, Mitglied der IG Dorfwärme, erläuterte, dass nun verbindliche Erklärungen für den Nahwärme-Anschluss abgegeben werden können, was von einigen Hauseigentümern auch umgehend getan wurde. Eine Frist für die Abgabe der Erklärungen ist bis zum 15. September vorgegeben.
Mit der Gründung einer Genossenschaft hat man sich für das Jahresende 2024 das nächste große Ziel gesetzt. Eine konkrete Umsetzung des Projektes „Dorfwärme Bleichenbach“ ist geplant für die Jahre 2026 bis 2028.
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